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28.12.2005 Jerusalem - Masada
Klaus
Strecke Jerusalem - Massada 73 km Dreiunddreißigste
Etappe. Mittwoch, der 28.12. Im Hotel wollte man für eine
Stunde Internet 6 Dollar haben. Das war uns zu teuer und so
gab es wieder keine Meldung von uns. Früh ging es ganz
geruhsam los. Zuerst wurde eingekauft und dann unter
Führung von Stefan sich durch die Stadt gekämpft, ohne dass
wir uns verfuhren! Erstes Ziel war Bethlehem mit der
Geburtskirche Christi. Bethlehem gilt auch als Geburtsstadt
König Davids und seiner Nachfolger, der Daviden. An der
Stadtgrenze fühlte man sich in die DDR zurückversetzt,
denn hier steht fast die gleiche Mauer wie die ehemalige
Berliner. Nach kurzer Kontrolle und ohne Passeinsicht
durften wir in die palästinensische Stadt. Wir fuhren
direkt bis zur Geburtskirche, um diese zu besichtigen.
Sie ist eine der ältesten Kirchen der Welt und wurde
unter Kaiser Konstantin 326 angeblich an der Stelle
gegründet, an der Jesus geboren wurde. Nach der
Zerstörung wurde sie von Justinian bzw. seiner Frau
Theodora im Jahr 529 neu errichtet. Leider war Putztag
in der Kirche. 50 oder mehr Männer in der Kleidung der
orthodoxen Christen scheuerten, wischten und putzten.
Der Steinfußboden wurde mit Unmengen von
Sdgespdnen geschrubbt. Wir konnten nur mit langen
Armen die Fotoapparate an den palistinensichen
Sicherheitskräften vorbei durch die Kirchepforten halten und blind fotografieren. Meine Bilder sind alle verwackelt.
Unter der Kirche gab es noch die Grotte zu besichtigen, in der Hieronymus seit 386 die Bibel ins Lateinische
übersetzte (Vulgata). Auch das Katharinenkloster
nebenan konnte man ansehen. Dabei wurde viel Zeit
vertrödelt, was sich noch rächen sollte. Nach der
Besichtigung fuhren wir weiter und kamen am Herodium
vorbei, einem künstlich aufgeschütteten Berg, der einem
Vulkan nachempfunden scheint. Im "Vulkankrater"
befinden sich Bauten. Stefan meinte, dass es für eine
Besichtigung zu spät sei, da wir noch ein Stück durch
die Wüste müssen. So stärkten wir uns lieber in einer
längeren Mittagspause für den weiteren Weg. Der wurde
danach gleich heftig, denn es ging eine lange Steigung
hoch. Die Gruppe zog sich wie immer am Berg weit
auseinander und die ersten stellten bald fest, dass die
Teerstrasse immer schlechter wurde. Bald gab es
Lücken und schließlich endete sie in einer Schotterpiste.
Auch die Vegetation hörte auf.
Dann kam auch schon eine
Rampe, |über die man das
Fahrrad tragen musste. Hier
kann unser Begleitauto
niemals runter, dachte ich, es
muss zurück und den Umweg
|über eine andere Strecke
nehmen. Das war mein erster
Fehler. Während die guten
Kletterer auf den Rest der
Gruppe warteten, kam Hein
auf die Idee, Horst und mich
vorauszuschicken, um den
weiteren Weg in der Wüste zu
erkunden. Dieser war sehr
schlecht, aber durch
Steinbegrenzungen
gekennzeichnet. Es gab aber
immer wieder Abzweigungen.
Wir folgten der am besten
gekennzeichneten Route,
stellten aber irgendwann fest,
dass wir in eine Sackgasse
geraten waren, da der Weg
hoch oben an einem
Aussichtspunkt zum Toten
Meer endete. Auf dem
Rückweg trafen wir einen
jüdischen Jeepfahrer, der uns
den richtigen Weg beschrieb
und uns zu großer Eile
aufforderte, da der Weg bis
zum Toten Meer noch lang ist
und es bald dunkel wird. Als
wir zurück am Abzweig
ankamen, war von den
anderen weit und breit nichts
zu sehen. Uns wurde
unheimlich, denn wir wussten
nicht, ob sie schon längst
voraus oder weit hinter uns
sind. Für den letzteren Fall
beklebte ich einen großen
Stein mit einem breiten
silbernen Klebestreifen und
legte ihn in den richtigen Weg.
Auf die Idee, dass der Rest der
Mannschaft sich im Wegebau
übte und das Auto die Rampe
runter bugsiert hatte, kamen
wir nicht. Da die Schatten
immer länger wurden, wir kaum
noch Wasser in den
Trinkflaschen hatten und völlig
ohne Ausrüstung waren, kam
zumindest bei mir Panik auf.
Ich wollte nur noch raus, zumal
der Weg auch an ziemlich
steilen Schluchten vorbei
führte. Horst und ich trieben
uns gegenseitig zur Eile an und so hetzten wir |über Steine und Bodenwellen bergab und bergauf, immer in der
Hoffnung, dass hinter der nächsten Kurve oder Schlucht die Jüdische Wüste endet und wir endlich am Toten Meer
sind. Mit dem letzten
Dämmerlicht erreichten wir
eine Militärstation, von der aus
eine steile Teerstrasse hinunter
zur Fernstrasse am toten Meer
führte. Von hier aus waren es
immer noch über 30 Kilometer
bis zum Hotel in Massada. Das
erreichten wir mit Müh und Not
um 18.45 Uhr, denn ich hatte
mir den hinteren Schlauch
zerfahren. Mit 105 Kilometern
war die gefahrene Strecke viel
länger als geplant. Auf dem
großen Hotelparkplatz suchten
wir unser Begleitauto
vergebens. Auch im Hotel war
noch keiner von uns
angekommen, wir waren also
die ganze Zeit vorneweg
gewesen. Der Rest der
Mannschaft traf fast drei
Stunden später ein, da das
Auto nur mit größtem
manuellem Aufwand in der
Dunkelheit durch die Wüste
gebracht werden konnte. Da
die Nerven aller blank lagen,
gab es einen ziemlichen Streit
darüber, wer welchen Fehler
verbockt hatte. Obwohl sie
meinen Wegweiser gefunden
hatten, bekam ich einiges zu
hören. Dabei hätten wir
eigentlich froh sein müssen,
dass sich keiner verletzt hat
und das Auto heil
durchgekommen war. Klaus
Hauptvogel