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12.12.2005 Avanos - Nigde
Klaus
Hallo daheim, wie Ihr hoffentlich bemerkt habt, hänge ich mit
meinen Berichten einen Tag hinterher. Am dritten Advent
wurde nicht lange gepennt. Da unser Bus für die Rückfahrt
nach Kaman schon 6.30 Uhr abfuhr und wir natürlich vorher
uns waschen und frühstücken mussten, war die Nacht
ziemlich kurz. Rene Fobel, ehrgeizig wie er nun mal ist, wollte
unbedingt die verpassten 37 Kilometer nachholen und sich mit
unserem Auto bis zu der Stelle zurückfahren lassen, an der
der Rahmenbruch passiert war. Aber erst einmal war er
gespannt, ob der Handwerker in Kaman seinen Rahmen
überhaupt schweißen konnte. In Kaman angekommen, konnte
er sein Fahrrad auch gleich begutachten. Die Schweißung war
sehr solide, wenn auch etwas unsauber ausgeführt. Er fuhr
also mit unserem Jochen im Auto zurück, während wir anderen
in Kälte, Nebel und Gegenwind starteten. Den Vormittag
möchte ich am liebsten vergessen. Es blieb zwar bis abends
ungemütlich trüb und kalt, aber irgendwann stand kurz vor
zwölf Uhr in einem Ort der Buergermeister mit einem
Blumenstrauß an der Strecke und begrüßte uns freundlich.
Das hob die Stimmung. Wenig später gab es in einem weiteren
Ort wieder einen Blumenstrauß. Der wurde zum Problem, da
das Auto nicht da war. Wir wurden in eine Art Sportlerklause
eingeladen, konnten uns aufwärmen und bekamen jeder zwei
Kaffe oder Tee spendiert. Der Ort, so sagten uns die
Einheimischen, ist der höchstgelegene Kappadokiens. Unsere
Höhenmesser zeigten etwa Fichtelberghöhe an. Mittagessen
gab es in einer Gaststätte mitten in einer Stadt. Unsere vor der
Gaststätte geparkten Fahrräder verursachten einen ziemlichen
Auflauf. Nach dem guten Essen kämpfte es sich viel besser
gegen den kalten Wind an. Dabei dachten wir an unseren
armen Rene, der weit hinter uns allein strampelte und nie im
Windschatten fahren konnte und 190 Kilometer hinter sich
bringen musste. Abends im Dunkeln kamen wir nach 153
Kilometern und 1965 absolvierten Höhenmetern ziemlich platt
in der Stadt Avanos an. Das Hotel war eine Ueberraschung. Es
war sehr altertuemlich und einige Zimmer und
insbesondere die Hotelgaststätte waren in den
Tuffsteinfelsen gehauen. Trotzdem waren die
sanitären Anlagen neu. In der warmen und
gemütlichen Hotelgaststätte empfing uns der
Gouverneur von Avanos. Jeder von uns erhielt nach
der Begrüßungsrede einen großen Keramikteddybär.
Das hervorragende Abendessen begleiteten zwei
einheimische Musiker mit Volksliedern. Der nasskalte
Tag hatte natürlich Folgen. Fast die Hälfte von uns ist
leicht erkältet, hat Schnupfen oder Husten, aber
keiner hat seinen Optimismus verloren. Klaus
Hauptvogel, der gerade in der Hotelrezeption am
Hotelcomputer sitzt und sich zwischen warmen Essen
oder dem Bericht vom heutigen Tage entscheiden
muss.